Wildschwein

Allgemeines

Das Wildschwein gehört zur Familie der echten Schweine. Äußerlich ist das Wildschwein an seinem borstigen dunkelgrau bis braunschwarzem Fell zu erkennen. Frisch geborene Jungtiere (Frischlinge) tragen die typischen gelblichen Längsstreifen, welche nach etwa 4 Monaten verblassen und dann in ein bräunliches Jugendfell übergehen. Im Vergleich zum Hausschwein, hat das Wildschwein einen massigeren, gedrungeneren Körper und längere Beine. Besonders markant ist der kräftige, keilförmige Kopf mit der kurzen Rüsselschnauze. Mit diesem Rüssel, auch Gebrech genannt, wühlen die Tiere den Boden auf, um nach Nahrung zu suchen. Mit ihren kleinen Augen sehen die Schwarzkittel, wie die Wildschweine häufig von Jägern genannt werden, nicht besonders gut, allerdings sind der Geruchs-und Gehörsinn sehr gut ausgebildet. Größe und Gewicht variieren stark nach Region und Futterangebot. Ausgewachsene männliche Wildschweine (Keiler) können bis zu 1,80m lang, bis zu 1,10m hoch und 200kg schwer werden. Die weiblichen Tiere (Bachen) sind etwas kleiner und leichter. Die sehr stark ausgeprägten Eckzähne dienen vor allem dem Imponiergehabe, werden im Kampf aber auch als Waffen eingesetzt. Hierzu kann es z.B. in der Paarungszeit (Rauschzeit) kommen, wenn zwei Keiler sich um eine Bache streiten.

Sozialverhalten und Vermehrung

Wildschweine sind sehr gesellige Tiere und leben überwiegend in Familienverbänden (Familienrotte), die einer festen Hierarchie unterliegen. Bachen sind bereits mit 8-10 Monaten geschlechtsreif, Keiler erst mit 2 Jahren. Das Paarungsverhalten der Bachen und der genaue Beginn der Paarungszeit wird von der ältesten fortpflanzungsfähigen Bache (Leitbache) bestimmt. In der Regel findet die Paarungszeit von November bis Januar statt. Kommt es zum Verlust der Leitbache droht eine unkontrollierte, ganzjährige Vermehrung, an der sich sogar schon die einjährigen Bachen (Überläufer)beteiligen. Aus diesem Grund sind Jäger dazu angehalten keine Leitbache zu erschießen, um einen Zerfall der intakten Rotte zu vermeiden.

Nach 114-118 Tagen, also meist im März bis Mai, kommen die Frischlinge zur Welt und können. Ein Wurf kann dabei bis zu 12 Jungtiere hervorbringen. Die Bache bringt ihre Jungen abseits der Rotte in einem Wurfnest zur Welt. Erst wenn die Kleinen beim Tempo der Rotte mithalten können, schließt sie sich wieder der Rotte an. Mildere Winter und ein verbessertes Nahrungsangebot sorgen dafür, dass das Frischlingssterben abgenommen hat und die Bache die meisten ihrer Jungen aufziehen kann. Zu beachten ist, dass laut Bundesjagdgesetz (§ 22 Abs. 4) keine frischlingsführenden Bachen geschossen werden dürfen.

Ernährung

Die Wildschweine sind als Allesfresser sehr anpassungsfähig. Neben Waldfrüchten wie Eicheln, Kastanien und Bucheckern werden gerne auch Feldfrüchte wie Mais, Kartoffeln oder Getreide verspeist. Auch Obst, Klee, Kräuter und Wurzeln stehen auf dem Speiseplan. Um den täglichen Eiweißbedarf zu decken, durchwühlen die Schwarzkittel die Böden und suchen nach Engerlingen, kleinen Reptilien, Gelegen von Bodenbrütern und Insekten.

Insgesamt hat das Nahrungsangebot in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen und trägt unter anderem zu einer Vermehrung der Schwarzkittel bei. Die häufig kritisierten großen Maisanbauflächen bieten dem Schwarzwild sowohl Nahrung, als auch Schutz vor Bejagung. Aber auch in den Wäldern stieg das Nahrungsangebot. Schwere Stürme legten in den letzten Jahrzehnten immer mehr Äsungsflächen frei. Durch dichtere Abfolgen von Mastjahren (Jahre, in denen die Bäume besonders viele Samen bilden, die dem Wild als Futter dienen) stehen den Schwarzkitteln immer häufiger ihre Hauptnahrungsquellen, Bucheckern und Eicheln, zur Verfügung. Ganzjährige Fütterungen durch den Menschen versorgen die Tiere zusätzlich.

Verbreitung

Die tag- und nachtaktiven Wildschweine finden sich in den unterschiedlichsten Lebensräumen zurecht. In Deutschland halten sich die Schwarzkittel bevorzugt in Laub- und Mischwäldern auf, die einen hohen Anteil an Buchen und Eichen aufweisen. Aber auch in Feldlandschaften und sumpfigen Gebieten mit Röhrichtzonen fühlen sich die Tiere wohl.

In den letzten Jahrhunderten hat sich das Verbreitungsgebiet der Schwarzkittel mehrfach geändert. Klimaveränderungen, schwankende Nahrungsangebote, aber auch menschliche Eingriffe führten zu immer wechselnden Lebensräumen und Populationsraten der Tiere. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und Ausdehnung der Bejagung der Wildschweine, waren in den 1940er Jahren viele Gebiete Deutschlands Schwarzkittel-frei. Klimatische Faktoren, verbesserte Nahrungsangebote , Jagdbeschränkungen und Veränderungen in der Landwirtschaft haben dazu beigetragen, dass sich das Wild seit den Nachkriegsjahren wieder stark vermehren konnte. Anfang der 2000er lag die Zahl der Jagdstrecken in Deutschland erstmals wieder über 500000. Noch in den 1960er Jahren lag die Zahl der erlegten Wildschweine bei weit unter 30000.